Montag, 22. Oktober 2012
DC 52
Ich bin im Moment voll in der Retrophase. Ich kaufe nach ca. 20 Jahren wieder Superheldencomics. Da kam mir der Relaunch von DC52 gerade recht. DC52 bedeutet, dass alle 52 Superheldenreihen in etwa bei 0 anfangen. Superman ist frisch auf der Erde und auch alle anderen Helden und Heldinnen müssen ihren Platz noch finden. Bis auf Batman. Beim Zugpferd wollte man nicht bei 0 anfangen. Ist ja auch schon oft genug passiert. Ich hatte vor einigen Jahren schon mal ein Spiderman-Revival, das legte sich relativ schnell, weil mir die ewig gleichen Gegner tierisch auf den Keks gingen, was auch für die doch ziemlich einfallslosen Storys galt. Dafür spritzte bei Spiderman aber nicht so viel Blut. Hektoliterweise verteilt es sich in Gotham, Metropolis und anderswo, Catwoman verteilt mit Vorliebe nicht nur Blut sondern zerfetzte Augen (ansonsten der 52er Comic mit dem größten Tiefgang und der interessantesten Heldin).
Und was haben sie aus dem armen Batman gemacht? Seit zwanzig Jahren fletscht er auf jedem Cover seine Zähne, ein Wunder, dass er noch welche hat. Ich meine, die müssten doch schon locker sitzen, so oft, wie das Blut aus den Mundwinkeln tropft, raussabbert und sonstwie die Mundhöhle verlässt. Vermutlich habe ich nur das Heft nicht gelesen: Batman gegen den Zahnarzt und inzwischen ist alles aus Titan. Kann er sich ja leisten. Und die Storys…Äh, Story?
DC heißt ja Detective Comics. Nix Detektiv-Storys! Batman ist ein psychopathischer Schläger geworden und längst kein Detektiv mehr. Ohne Witz. Entschuldigung, Superheldencomics ohne Witz, was ist das denn? Entsprechend witzlos sind auch die Kulissen: Kampfplätze, eng, dunkel, kaputt. Immer gleich. Ist ja ungemein kreativ. Und den Joker kann ich genau so wenig sehen wie den Kobold. Öde.
Anscheinend hat genau wie James Bond jede Zeit den Batman, den sie verdient. Zähnefletschend, gnadenlos, das als Böse Definierte wird mit allen Mitteln bekämpft. Es spielt keine Rolle mehr, ob die Martinis geschüttelt oder gerührt sind und das gefletschte Gebiss ist längst eingewachsen.
Ich habe mir jetzt gebrauchte Comics bestellt. Aus den schönen 80ern. Teen Titans. Mit dynamischen Kämpfen unter freiem Himmel, mit platten Witzen und ohne Blut. Ach schön.

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Freitag, 31. August 2012
Das politische Malheur der Tagträumer
Das renommierte American Institute for human Capital Preservation hat in einer Aufsehen erregenden Studie belegt, dass Tagträumereien bei Kindern und Teenagern zu deutlich messbarem Leistungsabfall sowohl in der Schulzeit als auch später im Berufsleben führen können. Zu ähnlichen Ergebnissen kam jüngst schon die OECD. Man könne zutreffend behaupten, dass die Möglichkeit bestehe, zukünftige Studien könnten zu annähernd ähnlichen Ergebnissen führen, so Condoleeca Langley, Leiterin der Abteilung für zukünftige Kinderarbeit, am Rande der Tagung minderjähriger Führungseliten in Eaton. „Es sei alles eine Frage der Betrachtungsweise“, teilte die ehemalige Direktorin des Aufsichtsrates der EU-Kommission mit.
Auf die Frage, ob Deutschland auf dem Weg sei, international den Anschluss zu verlieren, antwortete sie hingegen ausweichend. Deutschland habe große Fortschritte bei der Zeit, die deutsche Kinder im Hort und in der Schule verbringen, gemacht. Man nähere sich anderen Ländern wie Frankreich oder auch den Skandinaviern immer mehr an. Dennoch dürfe man bei den Anstrengungen nicht nachlassen, die Heranwachsenden weiterhin verstärkt dem übertriebenen Schutz des Elternhauses zugunsten einer professionelleren Humankapitalgenerierung zu entziehen.
Und dann doch deutlicher: "Tagträumende, die sich gesellschaftlicher Aufsicht entziehen, neigen zu Drogenmissbrauch, Einsiedelei und bilden heute das Rekrutierungspotenzial der Demonstranten von morgen. Das sollten wir nicht zulassen!"

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Dienstag, 27. März 2012
Die totale Playmobilüberwachung
So weit ist es also schon.
Ich hab´s ja schon lange geahnt.
Die totale Überwachung unserer Kinder. Eine ganze Generation wird unter die Aufsicht ständig um sie herumwachenden Lehrpersonals und ihnen gleichgesetzter Freelancer gezwungen. Nichts bleibt unbeobachtet. Nicht in der Grundschule, danach erst recht nicht und Privatsphäre will man den jungen Leuten mal ganz aus dem Kopf pulen.
Und jetzt das: Ein Werbeblättchen von OTTO, darauf das (wirklich großartige) Angebot für die Pyramide, Sphinx mit Mumienversteck, ägyptischem Streitwagen und ägyptischen Soldaten von Playmobil und das für 59,99. Ehrlich. Haben wir natürlich gleich bestellt. Darunter steht der übliche Hinweis auf verschluckbare Kleinteile, aber jetzt kommt´s:
„2 Achtung! Enthält Spielzeug. Beaufsichtigung durch Erwachsene empfohlen.“
Wäre ja noch schöner, wenn die lieben Kleinen auch nur eine Sekunde ohne Beaufsichtigung wären! Und auch noch spielen! Ist ja scheußlich! Wer kommt nur auf solche Ideen? Kinder unbeaufsichtigt spielen lassen. Mit Spielzeug. Jesus!

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Montag, 12. März 2012
Orgasmusaffen-App
Neulich beim Fullplaybacktheater: Ich inmitten einer Reihe von ca. 40 Leuten. Blicke nach rechts. Blicke nach links. Man kann glotzen, so viel man will – merkt keiner. Alle Blicke nach unten gerichtet. Auf Touchscreens. Apple. Alle. Alle. Alle alle. Das übliche Gemurmel vor Beginn einer Veranstaltung ist leise, ich glaube, das meiste beschränkt sich auf „schau mal dieses Foto von mir“, "schau mal die App dort". Ist es eigentlich Zufall, dass App auf rheinisch Affe bedeutet?
Ich musste an eine Next Generation Folge denken. Riker bringt von einem Liebe-, Lust- und Lasterplaneten Risa (oder so ähnlich) ein Gerät mit. Sieht aus wie ein Headset. Der Nutzer beeinflusst mit seinen Gehirnströmen bunte Kügelchen, die er in einen Trichter lenkt (vor seinem Inneren Auge). Zur Belohnung gibt es einen Reiz in der Libidoabteilung des Gehirns. Je mehr Kügelchen man in den Trichter befördert, umso stärker der Reiz. Irgendwann steht die Besatzung unter kollektivem Dauerorgasmus, wäre ja noch gar kein so großes Problem. Aber natürlich gibt es noch ein paar Bösewichte, die haben das Ganze als große Hypnoseshow angeleiert. Die wollen doch tatsächlich die Enterprise kapern. Am Ende geht natürlich alles gut aus. Die Orgasmusschurken werden gefangen.
Ich fühlte mich sehr an diese Situation erinnert.
Vielleicht gibt es längst so eine App Orgasmsmusaffe. Und weil die Leute ja zu Hause wahrscheinlich auch nur auf diese albernen Bildschirme gaffen und die Akkus nie zeitgleich den Geist aufgeben, hat auch niemand mehr Sex. Zumindest nicht mit anderen Menschen. Arme Welt. Ich prophezeie einen massiven Geburtenrückgang bei ???-Fans zwischen 25 und 40.
Kann man Leute mit einem Handy hypnotisieren? Apple soll schon positive Versuche mit Affen absolviert haben. Da Affen keine Handys kaufen, muss man sich was anderes einfallen lassen. Man mache aus aufgeklärten, mehr oder minder jungen Menschen Affen und schon gaffen sie auf die Touchscreens wie ihre Verwandten auf das Loch, in dem das Salz versteckt ist. So kann man wirklich Affen fangen. Die Affen wissen genau, dass es eine Falle ist. Sie haben Angst vor den Menschen. So wie viele Menschen anscheinend auch. Trotzdem greifen die Affen in das Loch und kriegen die Pfote mit dem Salz nicht mehr raus. Die lassen nicht los. So wie ein iPhone-Besitzer auch nicht loslässt. Nie. Auch ne Art von Affenapp.
Schöne Neue Welt.

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